Jean Tinguely (1925-1991), dem neben seinem eigenen Museum in Bern ( http://www.tinguely.ch/de.html ), gerade u. a. eine große Ausstellung in Düsseldorf gewidmet ist ( http://www.art-in-duesseldorf.de/ausstellungen/jean-tinguely-super-meta-maxi.html ) ist mir ein guter Ideengeber für die Chorarbeit.
Tinguely baut Maschinen aus scheinbar wertlosem Zeug. Der geschaffene Organismus weist aber jedem Teil einen Wert zu, alles greift ineinander, gibt sich durch die Bewegung gegenseitig Wert. Dabei waren Wert und Stellung des einzelnen Rädchens im Ganzen vorher nicht einmal in Ansätzen absehbar. Die Schönheit, die Sinnhaftigkeit des Ganzen ist aber durch den Kompositeur Tinguely so offensichtlich, dass man nur stauen mag.
Kommt nun ein neuer Knabe, singt er meist leise; singt er länger ist trotzdem nicht gesagt, dass er je Solist wird. Ich bin aber sicher: JEDE Entwicklung innerhalb des Chores ist wertvoll. Es sind alle in den Blick zu nehmen und jeder Mensch sollte seinen Wert, seine gute Funktion im Chor finden können. Die, die mehr aus sozialen, denn aus stimmlichen Gründen im Chor sind, sind wahre Schätze und Motoren des Chorklangs. Ein überzeugender, ein guter Klang speist sich aus dem sozialen Empfinden des Chores als einer sinnvollen Einheit.
So probiere ich weiter daran, Chororganismen mitentwickeln zu dürfen, an denen man schon im Auftritt sehen kann, dass jeder eine gute Funktion für das Ganze einnehmen kann. Was braucht es dafür?
Lorenz Heimbrecht